18.07.2019

Nach 25 Jahren abgeschlossen: Die Inventur europäischer Spannerfalter

Pressemitteilung
Schmetterling: Purpurstreifen-Zwergspanner
Foto: Lichtmannecker

Stuttgart, 18.7.2019. Ein internationales Forscherteam hat in den letzten 25 Jahren die Biodiversität der europäischen Spannerfalter (Geometridae), der zweitgrößten Familie der Schmetterlinge, erforscht und in einem sechsbändigen Grundlagenwerk “The Geometrid Moths of Europe“ veröffentlicht. Der sechste und letzte Band wurde Anfang Juni auf dem europäischen Kongress für Schmetterlingskunde im süditalienischen Campobasso vorgestellt.

Die nachtaktiven Spannerfalter sind mit knapp 1000 Arten in Europa, von denen über 430 Arten auch in Deutschland vorkommen, die zweitgrößte Familie unter den Schmetterlingen. Bekannt vor allem als Schädlinge (z.B. Frostspanner), spielen die Spanner auch eine nicht zu unterschätzende Rolle als Teil der Nahrungskette. Sie bilden die unverzichtbare Lebensgrundlage vieler Vögel und Fledermäuse. Dennoch war diese Tiergruppe in Europa bisher nur unzureichend erforscht.

Diese Lücke hat nun ein internationales Forscherteam geschlossen. Über die letzten 25 Jahre wurden wissenschaftliche Erkenntnisse zu u.a. Morphologie, Verwandtschaftsbeziehungen, Verbreitung, Ökologie und Lebensweise zusammengetragen und nach und nach in einem nun sechsbändigen Werk publiziert. Der abschließende Band konnte kürzlich auf dem europäischen Kongress für Lepidopterologie vorgestellt werden. Neben  Peder Skou aus Dänemark und Pasi Sihvonen vom Naturkundemuseum in Helsinki waren auch vier deutsche Forscher als Autoren beteiligt: Dr. Hossein Rajaei vom Naturkundemuseum Stuttgart, Dr. Axel Hausmann aus der Zoologischen Staatssammlung München, Sven Erlacher vom Naturkundemuseum Chemnitz sowie Dr. Bernd Müller aus Berlin.

Mit einem Gesamtumfang von 3.652 Seiten, 119 Farbtafeln und Tausenden von Detailabbildungen wird diese Buchreihe sicherlich für lange Zeit als Standardwerk gelten können. Modernste Untersuchungsmethoden flossen hierbei mit ein, wie zum Beispiel das „DNA Barcoding“, eine genetische Typisierung aller Tierarten ähnlich dem Fingerprinting in der Forensik. Bisher konnten schon für 99% aller europäischen Spannerarten derartige „DNA Barcodes“ erstellt werden.

Grundlagenforschung in einem solchen Umfang ist vor allem an den naturkundlichen Forschungsmuseen möglich, die sich in ihrer Arbeit auf ihre historisch gewachsenen, biologischen Sammlungen stützen können und damit wesentlich zur Erforschung, dem Verständnis sowie dem Erhalt der Artenvielfalt und Biodiversität beitragen.

 

Publikationen der 6 Bände der Buchreihe:

Hausmann, A. (2001): Introduction. Archiearinae, Orthostixinae, Desmobathrinae, Alsophilinae, Geometrinae. In A. Hausmann (ed.): The Geometrid Moths of Europe 1: 1–282. Apollo Books, Stenstrup.

Mironov, V. (2003): Larentinae II. In Hausmann, A. (ed.): The Geometrid Moths of Europe 4: 1–464. Apollo Books, Stenstrup.

Hausmann, A. (2004): Sterrhinae. In A. Hausmann (ed.): The Geometrid Moths of Europe 2: 1–600. Apollo Books, Stenstrup.

Hausmann, A. & J. Viidalepp (2012): Larentiinae I. In Hausmann, A. (ed.): The Geometrid Moths of Europe 3: 1–743. Apollo Books, Vester Skerninge.

Skou, P. & P. Sihvonen (2015): Ennominae I. In Hausmann, A. (ed.): Geometrid Moths of Europe, vol. 5, pp. 1–657. Brill, Leiden.

Müller, B., Erlacher, S., Hausmann, A., Rajaei, H., Sihvonen, P. & P. Skou (2019): Ennominae II. – In A. Hausmann, P. Sihvonen & H. Rajaei (eds): The Geometrid Moths of Europe 6: 1–906. Brill, Leiden.