30.11.2021 - 27.03.2022

Sonderprogramm Biologische Vielfalt "Erhalten, was uns erhält"

Sonderausstellung

„Erhalten, was uns erhält“ – das ist der Leitsatz des ‚Sonderprogramms zur Stärkung der biologischen Vielfalt‘, in dem die Landesregierung Baden-Württemberg zahlreiche Projekte zur Erhaltung der Biodiversität angestoßen und gebündelt hat. Dazu geben wir im Museum am Löwentor mit einer Ausstellung Einblicke – eine nahtlos anschließende und hervorragende Ergänzung zur Großen Landesausstellung „Anthropozän“, die Sie anschließend (oder vorher) im Schloss Rosenstein besuchen können.

Das Anthropozän, das „Zeitalter des Menschen“, wird als die Zeit des sechsten Massenaussterbens in der Erdgeschichte eingehen, nachdem die vorerst letzte globale Katastrophe dieser Art vor 66 Millionen Jahren die Ära der Dinosaurier radikal beendet hatte. Den Verlust der biologischen Vielfalt aufzuhalten ist – neben dem Klimawandel – die zweite große Aufgabe der Menschheit.

Die landschaftliche Vielfalt Baden-Württembergs spiegelt sich im großen Artenreichtum des Landes wider: Hier leben rund 50 000 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten! Gut geht es aber lange nicht allen. Auch hierzulande beobachten wir einen dramatischen Artenschwund. Die Bestände sind inzwischen oft so ausgedünnt, dass viele Arten unmittelbar vom Aussterben bedrohtsind. Etwa 40 Prozent der Arten sind nach den aktuellen Roten Listen stark gefährdet. Die Ausstellung informiert über wichtige Aspekte der bio logischen Vielfalt und des Naturschutzes – aufgelockert sowohl durch ein unterhaltsames Quiz als auch durch Exponate aus den Sammlungen des Museums. Deutlich wird: Naturschutz braucht fundierte Forschung. Wörtlich aus der Ausstellung zitiert: „Nicht nur die Arten sterben aus, sondern auch die Artenkenner! Museen mit ihren Sammlungen sind das letzte Reservat der Taxonomie: Sie beschäftigen die meisten der noch vorhandenen Artenkenner und beherbergen entscheidende Daten über das Vorkommen von Arten.“ Auch hier hat das Land reagiert. Mit der Gründung des ‚Kompetenzzentrums für Biodiversität und integrative Taxonomie‘ (KomBioTa) erhalten sowohl die Forschung als auch das Artenwissen bei Fachleuten und bei allen interessierten Bürger*innen neue starke Impulse.

Das Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt wird gemeinsam vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft und vom Ministerium für Verkehr umgesetzt. Unterstützt und beraten werden sie dabei von einem unabhängigen, wissenschaftlichen Fachgremium.

 

Begleitprogramm

Aktionstag zur Biologischen Vielfalt

Der Aktionstag bietet viele Möglichkeiten, sich aktiv zur biologischen Vielfalt zu informieren. Besucherinnen und Besucher können vor dem Museum eigene Insektennisthilfen fertigen und es ist möglich, viele verschiedene Insekten unter dem Mikroskop zu betrachten. Im Museum wird „Fräulein Brehms Tierleben“ schauspielerische Aufführungen zum „Regenwurm“ und den „Wilden Bienen“ anbieten (Eintrittspreis für das Museum muss entrichtet werden). Die Ausstellung zum Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt kann ebenfalls innen besichtigt werden. Ein Quiz mit kleinen Preisen bietet hierzu einen spielerischen Einstieg.

Sonntag, 27.03.2022, Museum am Löwentor, 11 – 17 Uhr

 

Vortragsreihe

Donnerstag, 16.12.2021, 18.30 Uhr
Digitaler Vortrag: Moderne Landwirtschaft aus dem Blickwinkel der Bienen
Dr. Klaus Wallner, Universität Hohenheim

Honigbienen und ihre Verwandten, die Hummeln und Solitärbienen, sind konsequente Vegetarier. Sie ernähren sich ausschließlich von Nahrungsquellen, die in Verbindung mit der Pflanzenwelt stehen. Im Gegensatz zur Honigbiene, die als sogenannter Generalist eine Vielzahl von Pflanzenarten als Nektar- und Pollenquelle nutzen können, finden wir vor allem bei den Solitärbienen starke Abhängigkeiten von bestimmten Pflanzenarten und darüber hinaus noch besondere Ansprüche an die Nistmöglichkeiten. Aus der Sicht aller Blütenbesucher haben sich die Landschaften in den letzten Jahrzehnten massiv verändert und schränken dadurch die Überlebenschancen vieler Bienenarten zunehmend ein. Welche Rolle spielen die Landwirtschaft und der chemische Pflanzenschutz? Was können und müssen wir tun, um die Artenvielfalt dieser wichtigen Bestäuber zu sichern?

 

Donnerstag, 20.01.2022, 18.30 Uhr
Digitaler Vortrag: Das Sterben der Insekten: Daten, Gründe, Maßnahmen

Prof. Dr. Johannes Steidle, Universität Hohenheim

Spätestens mit dem Bekanntwerden der „Krefelder Studie“ zum Insektenrückgang im Herbst 2017 ist klar geworden, dass das weltweite Artensterben nicht nur in fernen Ländern, sondern auch hier in Mitteleuropa stattfindet. In dem Vortrag werden Daten zum Biodiversitätsverlust insbesondere bei Insekten in Deutschland präsentiert, die hauptsächlichen Treiber genannt und die Bedeutung der biologischen Vielfalt für die Gesellschaft dargestellt. Der Vortrag geht auch auf die Gegenmaßnahmen ein, die zur Lösung dieses gesamtgesellschaftlichen Problems von Politik, Landwirtschaft und Gesellschaft ergriffen werden sollten.

 

Mittwoch, 16.03.2022, 18.30 Uhr
Digitaler Vortrag: Sortenvielfalt unserer Pflanzen – Wert für Biodiversität und Teller

Prof. Dr. Roman Lenz, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen.

Der Online-Vortrag stellt die sogenannte genetische Vielfalt, insbesondere unserer Kulturpflanzen, in den Mittelpunkt der Betrachtungen.
Zum einen, weil hier ein besonderer Rückgang der genetischen Ressourcen und damit eines wesentlichen Bereichs der Biodiversität in den letzten ca. 100 Jahren zu verzeichnen ist. Zum anderen, weil hierbei besonders deutlich wird, was unsere Kulturlandschaft (in diesem Bereich der Biodiversität) mit der menschlichen Nutzung – insbesondere in Anbau und Ernährung – verbindet und damit zu einer Inwertsetzung der Biodiversität, für jeden spürbar, beitragen kann.
Mit Fokus auf Deutschland werden Beispiele selten gewordener Kulturpflanzensorten und deren Nutzbarkeiten auf Feldern, Gärten bis hin zum Teller beschrieben und in ihren Kontexten zur Biodiversität insgesamt sowie zur gesellschaftlichen Relevanz herausgearbeitet. Ebenso werden Initiativen vorgestellt und gewürdigt, die zum Erhalt und zur Förderung der Biodiversität einen wesentlichen Beitrag leisten.